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Von Link zu Link einfach weiterklicken: Internet-Kunst von Frieder Rusmann

Frieder Rusmann verkauft im Internet unter der Adresse www.fabrik-ver- kauf.de T-Shirts mit Aufdrucken aus seinem künstlerischen Werk: Bekannte und verfremdete Motive aus der Kunstgeschichte werden mit teils provozierenden, hintergründigen (Un)sinnsprüchen wie "Avantgarde is wurscht'' oder "unst: K'' versehen. Das T-Shirt sieht Rusmann als Symbol der Popkultur, und er verbindet diesen modernen "Bildträger'' mit an Roy Lichtenstein und Andy Warhol erinnernden Comicfiguren und comichaften Textschnipseln.

VON CHRISTIAN STOLZ

Rusmann beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit dem Medium Internet und hat auf diesem Gebiet bereits mit Reinhard Döhl, Martina Kieninger und Johannes Auer zusammengearbeitet. Neben der jetzt präsentierten "Verkaufsausstellung'' findet der Surfer Projekte aus den vergangenen Jahren, etwa "tanGo'', "Das Zureiten des Stuttgarter Rössles'' - eine Hommage à Reinhard Döhl zu dessen 65. Geburtstag - und "Noras Ohr oder Wie sich Kunst Gehör verschafft''.

[art wear] ist ein Kunstexperiment, das e-commerce und e-art miteinander verbindet. Lässt sich der User darauf ein, kann er sich von Link zu Link weiterklicken und taucht immer tiefer ein in die skurrile Welt der Internetkunst. Sprachwitz, Nonsensetexte und Wortspielereien jagen einander und erinnern an die "Onkels" des Deutschen Handwerks aus Dada und der amerikanischen Pop-Art. Daneben finden sich unter dem gleichen Stichwort ernsthafte kunsttheoretische Essays zur Literatur im Internet von Frieder Rusmann und das künstlerische Programm der Gruppe Das Deutsche Handwerk mit ihrer Anlehnung an Marcel Duchamp.

Zur Eröffnung der - so genannt, weil die Käufer die Kunst am Körper "austragen'' und damit zum Bestandteil der Kunstperformance werden oder vielmehr diese erst entstehen lassen kann - erschien ein Ausstellungstext des Künstlers und Literaturwissenschaftlers Reinhard Döhl und ein Grußwort des Kunsthistorikers Beat Wyss. Diese sind zu finden unter www.fabrik-ver-kauf.de/doehl.htm und www.fabrik-ver- kauf.de/wyss.htm.

Die Einladung zur Internetausstellung hat - wie könnte es anders sein, denn es geht ja ums Verkaufen - das Erscheinungsbild einer 1-Dollar- Note. Bei genauerem Hinsehen jedoch erschließen sich einige Fakes: Oben steht ¸¸The United Shirts of Artwear'', George Washingtons Porträt trägt einen Dalí-Schnurrbart, und der Druckort Washington wurde zu ¸¸Washing Tonight''.

Viel Spaß beim Einkauf!

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