Danica Krunic

IASLonline< http://www.iasl.uni-muenchen.de>, Uni München, Februar 2003

    "Die Sprache ist korrupt!
    Subjekt herrscht über entfremdetes Objekt!
    Die Sprache ist der Code der Macht!" [1]

Peter Handke hat die Beobachtung gemacht, dass ihm seine Gedanken sehr viel gescheiter und bedeutsamer erschienen, solange sie eben nur Gedanken seien, also jenes substanzlos durch das Gehirn Geisternde, und dass sie an Strahlkraft, an intellektuellem Glamour, doch sehr verlören, sobald er sie zu Papier brächte.

Der Keim einer Sprachkrise, zweifellos. Was üppig blüht im Neuronalen, zerfällt wie modrige Pilze im Mund, sobald man versucht, es zu artikulieren. Es scheint, als seien nur die Poeten in der Lage, dieses für den gesellschaftlichen Verkehr so bedauerliche Verhältnis von Artikulation und gedanklicher Strahlkraft umzudrehen!

Abhilfe will da die "concrete_maschine" des Konzept- und Netzkünstlers Johannes Auer schaffen. Vielen von dem Gefühl Betroffenen, dass die Wüste wachse, sobald sie den Mund auftun, kommt sicherlich dieser programmatische Satz zupass:

    "Die concrete_maschine (TM) befreit die Sprache des herrschenden Codes ins bildlich Konkrete!"[2]
Das Anschauliche also, ja, das ist immer ein Trost im Eismeer der Abstraktion! Gehirnpoesie! Nicht mehr das Gesellschaftlich-Allgemeine wird ausgedrückt werden, sondern das Individuelle, Persönliche, mir allein Zugehörige! Nicht klirrende Bedeutungsfähnchen im Wind, sondern die Fülle des geistigen Wohllauts.

Um solche Anschaulichkeit zu erzielen, verwendet die "concrete_maschine" einen Algorithmus, mit dessen Hilfe etwas entsteht, was vage an die Werke Piet Mondrians anzuschließen scheint – zugleich aber vielleicht auch abzuschätzen hilft, was es tatsächlich bedeutet, von einem Medium in ein anderes zu übersetzen. Insofern liegt hier auch eine praktische Übung in fortgeschrittener Intermedialität vor.

Wer mag, kann sich also mit Hilfe der "concrete_maschine" seine Texte in Bilder übersetzen lassen. Wer weiß, vielleicht erkennt der eine oder andere ja, dass diese Konkrete Prosa sehr viel näher dran ist an seinen tatsächlichen Gedanken als jene dürren Geflechte von Lauten und Linien, zu der ihn seine Sprache bislang verdammt hat? Ein Bild sagt bekanntlich oft mehr als tausend Worte. Wie man diese Gedanken-Illustrationen dann allerdings wieder für die alltägliche Kommunikation zugänglich macht – ?